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Sonntag, 19. April 2015

Die Vorderländer Zimmerschützen

Kürzlich erzählte ich in meiner Wanderkolumne vom Restaurant Urwaldhaus im Weiler Robach in Rehetobel AR. Das Urwaldhaus hiess die längste Zeit Bären. Dann kam eine Wirtin, die ihrem Haus einen abenteuerlichen Ursprung herbeifabulierte und zum Besten gab, die Balken stammten aus dem Dschungel; so kam es zu dem neuen Namen.

Im Urwaldhaus gibt es eine einmalige Einrichtung, nämlich eine Zimmerschützenanlage. Der Brauch des Präzisionsschiessens in einem Restaurantsäli (neun Meter Distanz, Stutzen) war einst im Appenzeller Vorderland weit verbreitet, heute existieren aber nur noch wenige Vereine. Er enstand, weil die normalen Schiessstände in dieser schneereichen Gegend im Winter nicht benutzbar waren. Und gleichzeitig gelüstete es die Leute im 19. Jahrhundert nach Unterhaltung und Geselligkeit. Der Vorderländer Schriftsteller Peter Eggenberger erzählt* in einer Geschichte, wie es damals zuging. Kostprobe: «Wenn amel im Sääli inn gschosse worde-n-ischt, häd de Zaager vorn bi de Schiibe henderem Blatt vommene ommgleite Tisch gwartet, bis di aane gkhört hand mit Schüüsse.»

* Was das für ein Dialekt ist? Kurzenberger Dialekt, eine Besonderheit des Vorderlandes. Ich habe einige Verwandte in Wolfhalden, die auch so reden. Und vor allem habe ich noch meinen Grossvater im Ohr, ebenfalls aus Wolfhalden. Ich will nächstens einen Eintrag zu diesem Dialekt bringen.

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