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Samstag, 21. März 2015

Hommels Haematogen

Hier wohnte Hommel. Villa "Dem Schönen" in Zürich, heute Sitz eines Kunstgymnasiums.
(Sidonius/Wikicommons)
Kürzlich schaute ich ein Buch* mit 157 biografischen Kurzporträts durch: Martin Müllers "Adler bis Wesendonck. Deutsche und andere Ausländer in Zürich 1830 bis 1914" (Chronos Verlag). Darin wimmelt es von interessanten Gestalten. Zum Beispiel Adolf Hommel, 1851 in Chemnitz geboren, 1913 in Hanau gestorben. Er war zunächst Kaufmann in Russland, kam als spätberufener Medizinstudent nach Zürich, doktorierte, heiratete, zeugte mit seiner Gattin eine "reizende Kinderschar", wie es im Nachruf heisst. Ungeheuer reich, liess er sich in Zürich-Enge die Villa "Dem Schönen" bauen, ein Prunkgebäude nach Art der italienischen Renaissance; heute ist dort das Liceo Artistico untergebracht. Daneben besass Hommel eine Zweitvilla am Vierwaldstättersee und eine gigantische Kunstsammlung. Woher kam all das Geld? Von seinem Haematogen. So hiess ein aus Rinderblut stabilisiertes Präparat, das die Ärzte bei Blutarmut, Bleichsucht, Magengeschwüren, Malaria, Zuckerkrankheit und Rachitis verschrieben. Dank dem guten Hommel mussten empfindsame Bürgerinnen und Bürger sich nicht mehr krankheitshalber in den Schlachthof begeben und dort frisches Tierblut trinken. Wohlverdient, der Reichtum!

PS: Ich studierte das Buch für einen Artikel, der diese Woche erschienen ist. Er handelt von einer Zeit, als mehr als jede fünfte in Zürich lebende Person ein Deutscher war.

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