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Dienstag, 3. März 2015

Der Biser war kein Biser

Während der Kantizeit und später als Student verdiente ich in den Ferien Geld mit Briefträgern in Hundwil AR. Der anstrengendste Tag kam jeweils gegen Monatsende. Ich musste dann bei 20, 30 Leuten läuten und ihnen die AHV auszahlen, meist warteten sie schon und hatten auch den Schnaps parat für "de jung Weppme". Einer meiner Kunden war der Biser, ein ruhiger älterer Mann, dem ich das Geld in seiner Stube auf den Tisch blätterte; mittlerweile ist er gestorben. Dank dem Appenzeller Namenbuch weiss ich jetzt auch, was der Familienname Biser bedeutet, der in vielen Flurnamen wie etwa Bisersweid (in Stein, Nachbargemeinde von Hundwil) auftaucht. Es gibt ein mittelhochdeutsches Verb "bisen" mit langem I. Es bedeutet: schwärmen (wie Insekten), rennen wie eine von Bremsen geplagte Kuh. Des weitern heisst "bisen": auf jemanden losgehen, sich ausbreiten, sich eilig bewegen, herumschiessen, davonschiessen. Fazit des Lexikons: "Der Übername bezeichnet einen leicht erregbaren oder ständig intensiv beschäftigten Menschen." Zu meinem Biser passt das jetzt gar nicht.

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